In den 1950er Jahren verschmelzen Eleganz und Sportlichkeit zu einer Mischung, die das Turiner Autohaus weltberühmt macht. Der Lancia-Stil bringt dabei so denkwürdige Modelle wie die Aurelia B20 GT hervor, eine Limousine mit ebenso raffinierter wie leistungsstarker Mechanik, aus der sich später der Aurelia B24 Spider entwickelt.
Im Jahr 1954 erhält Pinin Farina – der bereits am Design der Aurelia Granturismo mitgearbeitet hatte – den Auftrag, die Mechanik des B20 „einzukleiden“. Das Ergebnis: ein genauso eleganter Spider, der aufgrund seiner Linienführung sofort ein großer Erfolg auf dem US-Markt wird. Durch Verkürzung des Fahrgestells des B20 der 4. Serie und wenige Änderungen am 6-Zylinder-Motor mit 2.451cm3, die nur notwendig waren, damit diese unter eine deutlich niedrigere Motorhaube passten, entstand einer der schönsten Spider aller Zeiten.
Der Aurelia B24 Spider wurde 1955 insgesamt nur 240 mal gebaut: davon 59 Fahrzeuge mit Rechtslenkung und 181 mit Linkslenkung (letztere erhielten die Bezeichnung „B24S“, wobei „S“ für „sinistra“, also „links“ stand).
Kennzeichnend für diesen Spider sind die lange Lufteinlassöffnung auf der Motorhaube und die „flügelförmigen“ Stoßfänger, die sich links und rechts vom klassischen Kühlerschild, dem Lancia-Emblem schlechthin, erstrecken. Der Wagen ist sehr originell strukturiert: der Innenraum befindet sich praktisch genau in der Mitte zwischen dem langen Kofferraum und der Motorhaube. Ins Auge fällt der elegante B24 Spider auch durch seine tiefen Türen, die Raum für die hohe, durch eine Chromleiste veredelte Einstiegsleiste lassen. Das puristische Design wird außerdem durch denVerzicht auf Griffe an der Außenseite der Türen hervorgehoben. Am Armaturenbrett: drei kreisförmige Anzeigeinstrumente; in der Mitte über der Lenksäule ein großer Tachometer. Ein weiteres, herrliches Detail: das wunderschöne Holz-Lenkrad mit seinen drei Aluminium-Speichen.
118 PS, für den amerikanischen Markt auf 108-110 PS gedrosselt, drücken die Geschwindigkeit des herrlichen Turiner Spiders mit Heckantrieb und Vier-Gang-Getriebe auf 180 km/h.
Im Jahr 1956 übernimmt der B24 mit dem Bau der 5. und 6. Serie des B20 dann die Aufstockung des Motors von 110 auf 120 PS. Auch die Karosserie erfährt die eine oder andere Änderung: damit ist der Convertibile reif für die Markteinführung.
Der Lufteinlass auf der Motorhaube wird abgeflacht und die breite Windschutzscheibe im amerikanischen Stil durch eine konventionellere Scheibe ersetzt, die beinah vertikal aufragt. Die tieferen, nun mit Griffen versehenen Türen verfügen über Fensterheber und sind mit Deflektoren ausgestattet. Verändert werden auch die Stoßfänger, die jetzt nicht mehr zweigeteilt, sondern durchgehend und voluminöser sind wie z.B. die Stoßfänger der Coupé-Version B20 GT. Das Armaturenbrett wird vereinfacht und auf zwei Anzeigeinstrumente reduziert, die links bzw. rechts von der Lenksäule angeordnet sind.
Wie auch beim Spider folgt die Fahrgestell-Nummerierung des Convertibile der des „Schwestermodells“ B20. Die Produktion endet im Jahr 1958 nach dem Bau von 150 Exemplaren des Aurelia B24 der 5. Serie und 371 Fahrzeugen der 6. Serie: alle 521 Fahrzeuge sind mit Linkslenkung ausgestattet.
Die große Beliebtheit dieses Lancia, der als eine der elegantesten „Entdeckungen“ aller Zeiten gilt, wurde durch einen Kinofilm zusätzlich unterstrichen. Im 1962 gedrehten Meisterwerk vonDino Risi mit dem deutschen Titel „Verliebt in scharfe Kurven“ (ital. Originaltitel: „Il sorpasso“) sitzt der junge Vittorio Gassman draufgängerisch am Steuer eines Aurelia B24 Convertibile , der so auch zum Hauptdarsteller des Films wurde – bis zum dramatischen Ausgang der Handlung.