1947 bereicherte Fiat die Modellreihe des 1100 um eine originelle, windschnittige Berlinetta mit ausgeklügelter Mechanik, von der aber nur ein paar Hundert Exemplare vom Band liefen. Das seltene Fahrzeug – Bestandteil der Sammlung von Heritage – ist im Centro Storico Fiat ausgestellt.
Das „Projekt Fiat 1100 S“ stand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg unter Leitung von Dante Giacosa, der sich hier vom Vorkriegsmodell 508 C Mille Miglia inspirieren ließ. Die Karosserie ist dank aerodynamischer Linienführung so ausgeklügelt, dass sie ganz ohne Stoßdämpfer auskommt. Die Hinterräder werden durch eine Verschalung verdeckt. Das Heck ist schlank, doch die Besonderheit liegt im dreigeteilten Kühlergrill mit seinen verchromten Zierleisten, die an den Seiten horizontal und in der Mitte vertikal verlaufen. Dadurch entsteht die für die Front des 1100 S so charakteristische Anordnung von Parallel- und Querlinien.
Das Design legt also ein klares Bekenntnis zum Racing ab, und die Mechanik des Wagens steht dem in nichts nach. Unterstützt wird die beeindruckende Leistungssteigerung des Vierzylinder-Reihenmotors mit seinen 1089 cm3 durch einen Ölkühler und eine Kreiselwasserpumpe. Die Nockenwelle wird über das Getriebe gesteuert. Mit beachtlichen Ergebnissen: der Motor leistet 51 PS bei 5200 U/min, wodurch der Fiat 1100 S bei ca. 825 kg Trockengewicht bis zu 150 km/h erreicht.
Die Resultate ließen nicht lange auf sich warten. Bei der Mille Miglia des Jahres 1947 rangierten vier 1100 S „Berlinetta“ unter den ersten 10 Absolutwertungen auf Platz 5, 6, 7 und 9.
Alle Siegerteams der Mille Miglia 1947 waren italienisch: Capelli-Gerli auf Platz 5, Della Chiesa-Brandoli auf Platz 6, der erfahrene Mechaniker und Vorbereiter „Pasqualino” Ermini auf Platz 7 sowie Balestrero-Bracco auf Platz 9. Der Fiat 1100 S ist nicht so sehr und nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge in Erinnerung, sondern auch wegen der unverwechselbaren Linienführung der Front, die dieses Modell jahrelang und bis in unsere Zeit hinein berühmt macht.
Bei der Mille Miglia 1948 werden noch bessere Ergebnisse eingefahren: Die Brüder Apruzzi belegen in einem Fiat 1100 S den dritten Podiumsplatz, und weitere drei Fiat-Berlinette platzieren sich unter den ersten 15 der Absolutwertung.
Der Fiat 1100 S wurde zwischen 1947 und 1950 401 Mal hergestellt, doch – wie viele andere, ausgiebig bei Rennen gefahrene Modelle jener Jahre – haben nur wenige Exemplare „überlebt“. Dieser seltene Wagen, der Heritage gehört, ist normalerweise im Centro Storico Fiat in Turin ausgestellt.
