Pininfarina Spidereuropa

Der Fiat 124 Sport Spider ist ein Auto mit vielen Gesichtern. Es wurde Mitte der 60er-Jahre als nettes Cabrio zum ersten Mal auf den Markt gebracht. Sein sportlicher Charakter hat Fiat dazu veranlasst, an Rallyes teilzunehmen. Es kam mit viel Erfolg nach Amerika und wieder zurück nach Europa, um die Wünschen der treuen Anhänger der 80-er Jahre zu erfüllen.

Der Fiat 124 Sport Spider zählt zu den Modellen, die es im Haus Fiat am längsten gibt. Er entsprang 1966 der kongenialen Feder von Tom Tjaarda im Designerstudio von Pininfarina. Im Unterschied zum „Cousin“, dem Fiat 124 Sport Coupé, der im Centro Stile Fiat entworfen und bis 1975 auf demselben Fahrgestell der Limousine hergestellt wurde, wird das vom holländisch-amerikanischen Designer entworfene Fahrzeug auf der verkürzten Plattform des Fiat 124 gebaut. So entstand der Spider 2+2-Sitzer mit einer geschwungenen und kompakten Linie, der bis 1985 in den Pininfarina-Werken produziert wird.

 Die Mechanik der Fiat 124 Sport, Coupé und Spider entwickeln sich gemäß den neuen Produktionen von Fiat: Den Doppelnock-Motoren 1400 und 1600 cm³ mit zwei Doppelvergasern folgt der 1800 cm³ mit nur einem Doppelvergaser des Fiat 132. Aufgrund der guten Verkaufszahlen in den USA, die Fiat Motors of North America seit Verkaufsbeginn 1968 registriert, bleibt der Spider weiter in Produktion. 1975 wird allerdings jene für das Coupé eingestellt. 

Der Fiat Spider, der auf der anderen Seite des Atlantiks so genannt wird, wird aufgrund der Anforderungen zur Zulassung in den USA mit hervorstehenden Stoßfänger mit stoßdämpfenden Strukturen, Seitenmarkierungsleuchten und größeren Leuchtgruppen am Heck ausgestattet. Außerdem verzichtet der Motor, der von 1800 cm³ (90 ps) auf zwei Liter reduziert wird, um die strengen Umweltschutzvorschriften zu befolgen, nunmehr auf Zündverteiler und Vergaser und geht zur Einspritzung und der elektrischen Zündung über: 105 ps, aber ein sattes Drehmoment, der das Open-Air-Gefühl perfekt interpretiert. 

Der europäische Markt zeigt Interesse für den Spider: Am Genfer Autosalon debütiert 1982 der Pininfarina Spidereuropa, eine an europäische Verhältnisse angepasste Version des amerikanischen Fiat Spider.

Die Auswirkungen des Erfolges in den Rennen der 124 Abarth Rally, gemeinsam mit der unvergänglichen Faszination dieser zeitlosen Spider, überzeugt Pininfarina, seine heißbegehrte Schöpfung wieder nach Europa zu bringen.Zurück auf dem Alten Kontinent sind die in Amerika obligatorischen Stoßfänger mit dem stoßdämpfenden System nicht mehr notwendig. Dadurch gewinnt die Ästhetik der Linienführung, die wieder auf die ursprüngliche Eleganz zurückgreifen kann. Auch die „Side-makers“ (die Seitenmarkierungsleuchten) werden entfernt ebenso wie die hintere Rückbank. So wird der Spider wieder zum kompromisslosen Zweisitzer. Weitere Neuerungen betreffen die Instrumentenausstattung im Armaturenbrett und die Mechanik- und Kreislaufsysteme, die vom Fiat 131 und dem Argenta stammen. Das 2-Liter-Triebwerk mit 105 ps bleibt hingegen unverändert und erlaubt dem leichten Spider – etwas mehr als tausend Kilos – bis über 180 km/h zu erreichen.

Doch die Europäer lieben auch PS: Aus diesem Grund stellt Pininfarina auf dem Turiner Autosalon Ende April 1982 neben dem Spidereuropa die Version Volumex vor. Dieses Modell verfügt über einen Motor mit volumetrischem Kompressor, der bei Abarth entwickelt wurde, und hat eine Leistung von 136 ps mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Parallel dazu geht die Vermarktung in den Vereinigten Staaten weiter, wo 1983 nach dem Sieg von Cino Ricci und seiner Mannschaft beim America´s Cup dieser Evergreen unter den Fahrzeugen zum Spider Azzura wird. 

Eines der ersten produzierten Exemplare von Spidereuropa – das nur 10.000 Kilometer gefahren ist und sich wie neu präsentiert – wird auf dem Stand von FCA Heritage der 36. Ausgabe der Automotoretrò in Turin ausgestellt.