Mitten in den 60er-Jahren, die vom Wirtschaftsaufschwung und Babyboom gekennzeichnet waren, motorisiert sich Italien dank Fiat mit dem Fiat 500 und 600. Aus diesen beiden Fahrzeugen gelingt es Carlo Abarth, sehr wendige und spritzige Kleinwagen herauszuholen, die auf der Rennstrecke die Konkurrenten hinter sich lassen und so den Mythos des Skorpions begründen.
Im Februar 1961 stellt Carlo Abarth eine seiner gelungensten Umwandlungen seiner Karriere her. Ausgehend vom Fiat 600 D, der mit einem Reihen-Vier-Zylinder mit 767 cm3 ausgestattet ist, bringt er die Bohrung auf 62,5 und den Hub auf 69 mm und erhöht somit den Hubraum bis auf 847 cm3. Mit den neuen Kolben steigt das Verdichtungsverhältnis auf 9,2:1. Außerdem wird eine neue Nockenachse mit mehr Triebkraft, ein Vergaser Solex 32, ein neuer Luftfilter, eine andere Motorkurbelwelle und ein für den Sportgebrauch passender Auspuff eingebaut. Damit erreicht der 52 PS-Motor 5800 Umdrehungen/Minute. Das so umgebaute Fahrzeug erreicht eine Geschwindigkeit von 140 km/h. Daher wird ein Eingriff an der Bremsanlage notwendig, und Scheiben ersetzen die Trommeln an den Vorderrädern.
Doch eine der Schwachstellen des Fiat 600 D ist die Position des Wasserkühlers neben dem Motor im hinteren Motorraum. Obwohl er ein festes Kühlgebläse hat, erhält er nicht ausreichend Luft. Abarth beginnt, eine Lösung für dieses Problem zu finden, indem er die Ölwanne abändert und einen Ölkühler in den Schmierölkreislauf einfügt, der anfangs unter dem Innenraum lag, aber später bis unter den vorderen Stoßfänger verlegt wurde. Diese Idee entwickelt sich weiter und wird bald zum charakteristischen Merkmal der berühmten Frontpartie des Abarth 1000, dessen vorderer Stoßfänger von einer gut erkennbaren gewölbten Verkleidung ersetzt wird, die beide Kühler für Wasser und Öl beherbergt.
Durch die Abwandlung eines harmlosen Familienautos in einen wendigen, leichten und spritzigen Rennboliden schafft Carlo Abarth die perfekte Waffe für die Rennen: den Abarth 850 TC – eine Abkürzung, die für Turismo Competizione steht.
FIAT-ABARTH 850 TC - 1961-1969
FIAT-ABARTH 850 TC - 1961-1969
ENGINE
Inline-4 Otto cycle, rear, longitudinal, side camshaftm overhead valves 847 cm³
TYPE OF BODY
2 doors, 4 seat saloon
Fiat liefert die Fiat 600, bei denen bestimmte Komponenten fehlen, und Carlo Abarth führt den Umbau für die Rennen durch. Doch er fertigt auch Umbausätze für Kunden, die gerne selbst Hand anlegen und so ihren Fiat 600 in Eigenregie umrüsten können.
Die Siege auf den europäischen Rennstrecken lassen nicht lange auf sich warten. Insbesondere bei den Langstreckenrennen werden nicht nur die Leistungen des Abarth 850 TC und seiner Weiterentwicklungen (wie der Abarth 1000 bis zum Radiale) hervorgehoben, sondern auch die Zuverlässigkeit der durchdachten Arbeit von Abarth. Um sich ein Bild zu machen, braucht man nur die 500 Kilometer im Jahr 1961 erwähnen, das Rennen auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings. Neben den ersten beiden Plätzen der Abarth 1000 Bialbero der Klasse GT1000 belegen zwei weitere Fiat-Abarth 1000 den 5. und 6. Platz, während ein seltenes Coupé Abarth 700 Bialbero, Gesamt-Achter, zum Sieger in der Klasse GT700 wird. Und damit noch nicht genug: 12., 13. und 14. Platz für drei Abarth 850 TC, die damit die ersten drei Plätze der Turismo-Klasse erobern.
Die Geschichte des Autos in der Heritage-Sammlung ist kurios. Es handelt sich um einen Fiat-Abarth 850 TC, der 1964 hergestellt wurde und sich im Besitz der Finanzpolizei befand. Er diente als „Köderfahrzeug“ zur Verhinderung und Bekämpfung des Schmuggels. Von außen glich dieses Fahrzeug Tausenden von anderen Fiat 600, die zur damaligen Zeit die italienischen Straßen bevölkerten. So war es vollkommen unauffällig, doch bei Bedarf zeigte es unerwartete Leistungen.
Der Wagen kam als Scheunenfund bei Officine Classiche an und bedurfte einer langen und mühsamen Restaurierung.
Auf dem Plan standen zunächst Arbeiten an der Karosserie – die das Expertenteam durch Thermolackierung (Pyrolyse) in den Originalzustand zurückversetzte–, was notwendig war, um ein vollständiges Bild der durchzuführenden Restaurierungsarbeiten zu erhalten.
Die in dieser Phase ermittelten verrosteten Teile wurden dann von der Karosserieabteilung ersetzt und handgefertigt. Anschließend wurde die Karosserie durch Grundieren und Auftragen von Schutzgrundierungen für die Lackierung vorbereitet.
Weitere wichtige Arbeiten betrafen die mechanischen Teile des Fahrzeugs, das Brems- und Elektrosystem, das Getriebe, die Aufhängung sowie die vollständige Restaurierung des Antriebsstrangs.
Das an der Restaurierung beteiligte Heritage-Team hat in allen Phasen sorgfältig darauf geachtet, die Originalteile der Marke Abarth zu erhalten.
An der gesamten Aktion, die über zwei Jahre dauerte, waren zahlreiche Fachleute aus dem Industriegebiet Mirafiori beteiligt, mit denen Officine Classiche auch sonst zusammenarbeitet, und die das Auto wieder in seinen ursprünglichen Glanz erstrahlen ließen.