Im Jahr 1971 nimmt die Design-Abteilung von Fiat den in Europa später in Mode kommenden Station Wagon vorweg und erschafft die „Familiare“-Version des Fiat-Flaggschiffs 130.
Mit der Realisierung der familienfreundlichen Fassung des FIAT 130 wird das Design-Büro Officina Introzzi betraut. Für die Karosserie zeichnet Como verantwortlich, das auf umfangreiche Erfahrung im Bereich Spezialversionen und Umbauten verweisen kann. Das Design jedoch stammt vom Centro Stile Fiat und entstand auf eine konkrete Anfrage der Agnelli-Familie.
Das Flaggschiff FIAT 130 entsteht im Jahr 1969 und hatte einen V6-Motor mit 2800 cm3 und einer Leistung von 140 PS sowie Dreigang-Automatikgetriebe. Der 130 ist eine großzügig ausgestattete viertürige Limousine mit eher eckiger Linienführung, eher amerikanischem Look und zahlreichen, auffälligen Chrom-Elementen. Die separate Aufhängung der vier Räder und die geräumigen Sitze machen dieses Fiat-Flagschiff besonders komfortabel auf langen Fahrten.
Der Motor wird weiterentwickelt und im Jahr 1971 liegt der Hubraum bereits bei 3200 cm3 und die Leistung bei 165 PS. Der Wagen ist nun nicht nur mit Automatik-, sondern auch mit Schaltgetriebe erhältlich. Beim Genfer Automobilsalon jenes Jahres wird außerdem das fünfsitzige Coupé dieses Modells vorgestellt, das bei Pininfarina entworfen und produziert wurde. Auch das Coupé kam mit verbesserter Mechanik auf den Markt. Auf Basis der Limousine aus dem Centro Stile Fiat entstand dann das Design des 130 Familiare, von dem die Officina Introzzi allerdings nur vier Exemplare produzierte.
FIAT 130 FAMILIARE - 1971
FIAT 130 FAMILIARE - 1971
ENGINE
6V, anterior longitudinal, 2 OHC, double body carb. 3.235 cm³
TYPE OF BODY
Station Wagon
In den Details weichen die vier hergestellten Modelle voneinander ab. Alle vier waren für Mitglieder der Agnelli-Familie bestimmt.
Der Umbau der vier Fahrzeuge erfolgte nach den gleichen Kriterien, doch es gab Unterschiede bei der Lackierung sowie diversen kleinen Extras. Bei allen fällt jedoch die besonders große Heckklappe auf, die unter dem Heckfenster links und rechts neben dem Kennzeichen jeweils mit einem Griff versehen ist. Die großen Glasflächen, die den Kofferraum mitgestalten, folgen der Neigung des Deflektors und der C-Säule, die mit Rippen versehen ist, um den Wagen besser zu belüften.
Das nächste Exemplar erhält den Namen Villa d’Este, ist an den Seiten mit Holz-Imitat dekoriert, wie es in USA häufig verwendet wurde, sowie mit einem Dachträger, auf dem ein eigenartiger, großer Weidenkorb befestigt ist: Dies sind die Kennzeichnen des persönlichen Exemplars von Rechtsanwalt Gianni Agnelli, der den Wagen im Winter in Sankt Moritz fuhr, um von seinem Feriendomizil zur Piste zu fahren. Die Ski transportierte er oben im Korb.
Im Unterschied zum 130 Villa d'Este, der in Silber-Metallic lackiert war, wurden bei den anderen drei Fahrzeugen weder Holz noch Weidenruten verwendet, aber ebenfalls eine Zweifarben-Lackierung. Den hervorragend erhaltenen grauen 130 Familiare mit dem amarantroten Metallic-Dach schenkte Gianni Agnelli dem Antiquitätenhändler seines Vertrauens. Vom 130 Familiare mit dem grünen Dach jedoch fehlt heute jede Spur. FCA Heritage besitzt das hervorragend erhaltene Exemplar, das damals Dr. Umberto Agnelli gehörte. Die Lackierung dieses Modells ist in nüchternem Creme gehalten, das Dach jedoch ist Bronze-Metallic.